Hare Krishna Thüringen

Was ist Bhakti Yoga?

Was ist Bhakti Yoga

Bhakti (ein Begriff aus der Sanskrit-Sprache) bedeutet liebevolle Hinwendung, liebende Hingabe an Gott. Im höchsten Sinne, ein 'Sich-völlig-an-Gott-verschenken' (atma-nivedanam). Gottesliebe (Premabhakti) erfordert mindestens zwei Individuen: Gott selbst und jemanden, der sich ihm liebend hingibt. Doch es ist relativ schwer, sich einem Unbekannten hinzugeben. Hingabe erfordert daher ein rudimentäres Verständnis über denjenigen, dem man sich Hinschenken möchte. Dieses Verständnis erhalten die Krishna-Bhaktas unter anderem aus der Bhagavad Gita, wo Krishna sagt:

"O Eroberer von Reichtum, jenseits von mir gibt es nichts Höheres mehr zu erkennen. Wie Perlen, aufgereiht auf einer Schnur, ruht alles was ist und was wir sehen auf mir allein. (7.7)"


 "Denjenigen, die mir ständig hingegeben sind und mir mit Liebe dienen, gebe ich das Verständnis, durch das sie zu mir gelangen können. Um ihnen besondere Gnade zu erweisen, zerstöre ich, der ich in ihren Herzen weile, mit der leuchtenden Fackel des (göttlichen) Wissens die aus Unwissenheit geborene Finsternis. (10.10-11)"


 "Des weiteren, o Arjuna, bin ich der ursprüngliche Same aller Schöpfungen. Es gibt kein Geschöpf - ob beweglich oder unbeweglich -, das ohne mich existieren kann. Was ich dir beschrieben habe, ist nur ein kleiner Hinweis auf meine unendlichen Füllen. Wisse, daß alle majestätischen, schönen und herrlichen Schöpfungen nur einem winzigen Funken meiner Pracht entspringen. (10.39-40)"


 "Nur durch Bhakti kann man mich (Krishna) so, wie ich bin, als die höchste Persönlichkeit Gottes, erkennen. Und wenn man sich durch solche Hingabe vollkommen über mich bewußt ist, kann man in mein höchstes Reich eingehen. Obwohl er (der Bhakti-Darbringende) allen möglichen Tätigkeiten nachgeht, erreicht er unter meinem Schutz und durch meine Gnade das ewige, unvergängliche Reich." (18.55-56)


"Jemand, der sich dem Pfad des hingebungsvollen Dienstes zuwendet, ist nicht der Ergebnisse beraubt, die man erhält, wenn man die Veden studiert, Opfer darbringt, sich strenge Entsagung auferlegt, Spenden gibt oder philosophischen und fruchtbringenden Tätigkeiten nachgeht. Einfach dadurch, dass er hingebungsvollen Dienst ausführt, erreicht er dies alles, und am Ende gelangt er in das höchste, ewige Reich." ( 8.28)

"Und von allen yogis ist derjenige, der großen Glauben besitzt und immer in Mir weilt, immer an Mich denkt und Mir transzendentalen liebevollen Dienst darbringt, am engsten mit Mir in yoga vereint, und er ist der höchste von allen. Das ist Meine Meinung." ( 6.47)

Da die autorisierten Vertreter des Bhakti-yoga die letztliche Schlussfolgerung kennen, ist es ihr Wunsch, dies zum Wohl der Lebewesen je nach Ort, Zeit und Umständen zu präsentieren.

His Divine Grace A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada hat daher seiner Ausgabe der Bhagavad-gita den Zusatz "wie sie ist" hinzugefügt.

Seine Kommentierungen weisen den Leser in die Richtung des Bhakti-Pfades.

Der moderne Mensch hat die besondere Eigenart, dieser Schlussfolgerung auszuweichen und hält andere Wege wie jñana- yoga oder karma- yoga für Endstationen, obwohl diese Durchgangsstadien sind.

Daher sind die Kommentare von Shrila Prabhupada in dieser Beziehung sehr eindringlich.

Hingebungsvoller Dienst bedeutet nach Rupa Gosvami, Tätigkeiten auszuführen, die die transzendentale Freude Shri Krishnas steigern. Gott ist in Sich Selbst vollkommen und glückselig. Seine Freude wächst jedoch an, wenn Ihm die Lebewesen liebenden Dienst darbringen. Wer Gott, dem Höchsten, in Wahrheit dient, befindet sich in seiner wesensgemäßen Position, ist also tatsächlich völlig selbstverwirklicht und zufrieden.

Es gibt kein höheres Ziel. Wenn man sich also auf reinen hingebungsvollen Dienst zubewegt, gliedert man sich in das ewige transzendentale System ein. Wer hiervon überzeugt ist, beginnt sein ewiges Leben als Diener Gottes bereits als Anfänger, denn die Perspektive des hingebungsvollen Dienens ist ewig, auch wenn wir noch unsere Schwierigkeiten haben. Das wichtigste ist die ewig glückverheißende Vision. Hingebungsvolles Dienen ist ein unerschöpfliches Thema.

Es steht im Zentrum der Hare- Krishna-Bewegung, die das Ziel hat, möglichst viele Lebewesen in das hingebungsvolle Dienen miteinzubeziehen. Hingebungsvolles Dienen ist das wahre Geschenk des echten spirituellen Meisters.


Die 3 Grundsätzlichen Stufen im Bhakti Yoga

Damit kommen wir zu der Frage, wie wir auf dem Weg des hingebungsvollen Dienens vorankommen. Das 12. Kapitel der Bhagavad- gita steht ganz im Zeichen dieser Frage. Man sollte es daher sorgfältig studieren.

Es werden dort drei grundsätzliche Stufen erläutert:

  • a) Tätigkeiten, die man Shri Krishna weiht, als hingebungsvoller Dienst (12.10)
  • b) Hingebungsvoller Dienst nach regulierenden Prinzipien (12.9)
  • c) Spontaner hingebungsvoller Dienst (12.8)

zu a)

Tätigkeiten, die man Shri Krishna weiht Man lese hierzu bitte den Kommentar Shrila Prabhupadas zu Kapitel 12, Vers 10, der Bhagavad-gita. Dort heißt es u.a.:

"Selbst jemand, der nicht imstande ist, die Vorgänge des Bhakti-yoga unter der Anleitung eines spirituellen Meisters auszuüben, kann auf die Stufe der Vollkommenheit erhoben werden, wenn er für den Höchsten Herrn arbeitet. [...] Wenn man genügend Geld besitzt, kann man den Bau eines Zentrums oder eines Tempels zur Verbreitung des Krishna-Bewusstseins unterstützen. Oder man kann die Publikation krishna-bewusster Literatur fördern. Es gibt viele solcher Tätigkeitsbereiche im Krishna-Bewusstsein, und man sollte sich für solche Tätigkeiten interessieren und sie unterstützen. [...] Dieser freiwillige Dienst für die Mission des Krishna-Bewusstseins wird einem helfen, seine Liebe zu Gott zu entwickeln, wodurch man die Vollkommenheit erreicht."

Mit anderen Worten: Wenn das Ordensleben mehr oder weniger nichts für uns ist, können wir der Mission des spirituellen Meisters dennoch nach unseren Fähigkeiten dienen und als Mitglieder der Hare-Krishna-Bewegung in spiritueller Geborgenheit leben.

zu b)

Regulierter hingebungsvoller Dienst Folgende Regeln und Regulierungen gab Shrila Prabhupada den Ordensmitgliedern der Hare-Krishna-Bewegung. Auch für die nicht ordinierten Mitglieder der Hare-Krishna-Bewegung dienen sie als Orientierungshilfe. Man weiss, in welche Richtung man sich bewegen sollte, auch wenn man noch nicht alles für sich verwirklichen kann:

  • frühes Aufstehen, möglichst vor 4 Uhr ("Morgenstund' hat Gold im Mund")
  • täglich 16 Runden den Hare-Krishna-Maha-Mantra chanten (ca. 2 Stunden) täglich
  • Altarverehrung zu Hause oder im Tempel durchführen
  • täglich im Shrimad Bhagavatam lesen oder einem Vortrag beiwohnen Sexualität nur zur Zeugung von Kindern, die man im Krishna-Bewusstsein erziehen möchte
  • Akzeptanz ausschließlich von zu Krishna dargebrachten Speisen Verzicht auf Nahrung mit Fleisch, Fisch und Eiern
  • Verzicht auf alle Drogen inkl. Kaffee, schwarzer Tee und Tabakwaren Verzicht auf Glücksspiel und zeitraubende Ausschweifungen
  • Betätigung für die Mission des Krishna-Bewusstseins Die Ordensmitglieder (formal initiierte Mitglieder) sind besonders dazu berufen, die Ordensregeln - so gut es geht - zu leben.

Auf diese Weise stärken sie nicht zuletzt als disziplinäre Vorbilder die Glaubwürdigkeit der Hare-Krishna-Bewegung und bauen auf diese Weise einen Schutzraum für viele andere, die hier nach ihrem Vermögen Zuflucht suchen.

Sowohl Ordensmitglieder als auch Gemeindemitglieder arbeiten auf diese Weise fruchtbar zusammen und dienen in ihrer jeweiligen Kapazität der Mission des spirituellen Meisters.

Der Orden beschränkt sich übrigens nicht - wie wir das möglicherweise vermuten - auf ein Leben im Kloster oder Tempel; die Hare-Krishna-Tradition bietet hier eine größere Flexibilität.

Wir können in unseren gewohnten Lebensverhältnissen ebenfalls die Elemente des Krishna-Bewusstseins einbauen, wenn wir uns mit den anderen beraten und immer offen für Verbesserungsmöglichkeiten bleiben, also nicht eigensinnig sind.

Zuletzt sei noch auf die wichtigste Schrift in diesem Zusammenhang verwiesen, den Nektar der Unterweisung von Shrila Rupa Gosvami. Dort heißt es unter anderem:

"Gaben verschenken, Gaben annehmen, sich vertraulich mitteilen, vertrauliche Fragen stellen, Prasadam annehmen, und Prasadam anbieten sind die sechs Merkmale der Liebe zwischen Gottgeweihten."

Es geht also darum, sich abzusprechen, Rat einzuholen in dem Wissen, dass man auf dem Pfad des Bhakti- yoga auf die Barmherzigkeit der anderen angewiesen ist.

Es gibt derzeit in der Hare-Krishna-Bewegung zwei grundsätzliche Angebote, wie man sich in den regulierten hingebungsvollen Dienst einklinken kann: den Bhakta-Kurs und das Bhakti-Vriksha-Programm

zu 1.)

Im Bhakta-Kurs finden sich Kandidaten ein, um den von Shrila Prabhupada gesetzten Ordensstandard zu üben, um dann zu sehen, ob sie das auch nach dem Bhakta-Kurs praktizieren möchten oder können. Ein Bhakta-Kurs dauert in der Regel drei Monate, und man lernt die Theorie und Praxis des Bhakti-yoga auf sehr intensive Weise in der Gemeinschaft Gleichgesinnter und unter der Leitung fortgeschrittener Gottgeweihter.

zu 2.)

Vriksha bedeutet Baum. So wie ein Baum auch nicht von heute auf morgen zu einer stattlichen Größe heranwächst, so benötigt die Bhakti-Pflanze ebenfalls eine Weile, bis sie prächtig gedeiht. Das Bhakti-Vriksha-Programm zielt darauf ab, die Menschen zu inspirieren, im regulierten hingebungsvollen Dienst voranzuschreiten. Hier soll an dieser Stelle nicht auf jedes Detail dieses glückverheißenden Programms eingegangen werden; aber die wichtigsten Grundsätze sind sehr hilfreich bei unserer Selbstfindung: Gleichgesinnte schließen sich unter der Leitung eines erfahrenen Gottgeweihten zusammen, was nicht heißen muss, dass sie zusammen wohnen. Vielmehr geht es um regelmäßige Zusammenkünfte, bei denen man sich gegenseitig inspiriert, zusammen liest und singt und auch geheiligte Speisen zu sich nimmt. Zum eigenen Ansporn kann man sich selbst einordnen, indem man sieht, auf welcher der folgenden Stufen man sich befinden mag.

  • 1. Stufe: Vertrauen Dazu gehören, diejenigen, die sich für die Gemeinschaft der Devotees (Gottgeweihte) interessieren, manchmal diese Gemeinschaft aufsuchen, in Shrila Prabhupadas Büchern lesen und täglich vielleicht eine Runde chanten. Die Stufe nennt sich fachmännisch shraddha und der Praktizierende nennt sich shraddhavan.
  • 2. Stufe: Diener Krishnas Auf dieser Stufe akzeptieren die Devotees Krishna als die Höchste Persönlichkeit Gottes. Sie beschäftigen sich freiwillig im hingebungsvollen Dienst für Krishna, chantet ein Minimum von vier Runden täglich und befolgen mindestens ein Prinzip (z.B. Verzicht auf Fleisch). Diese Stufe heißt krishna-seva und der Praktizierende heißt krishna-sevaka.
  • 3. Stufe: Disziplinierter Diener Diese Devotees befolgen eine tägliche Disziplin, auf Sanskrit sadhana. Sie halten sich an die spirituellen Regeln und Regulierungen. Sie vermeiden jegliche Art von Berauschung, stehen frühmorgens auf, chanten zumindest acht Runden und richten einen Altar ein. Langsam nähern sie sich dem schwierigsten aller Prinzipien, nämlich dem Unterlassen von unzulässiger Sexualität. Da dies aber ein schwieriges Prinzip ist, hat man auf der dritten Stufe nur Sexualität mit dem eigenen Ehepartner. Diese Stufe nennt sich sadhana-bhakti und der Praktizierende heißt krishna- sadhaka.
  • 4. Stufe: Der Standard für formal eingeweihte Schüler der ISKCON Diese Devotees chanten täglich 16 Runden und halten alle vier regulierenden Prinzipien ein. Durch das regelmäßige Lesen sind sie in der Philosophie des Krishna-Bewusstseins versiert und übernehmen auch Verantwortung für einen Dienst. Sie können jedoch gegebenenfalls auch schon vorher Verantwortung für einen Dienst übernehmen. Auf dieser Stufe ist man ein Kandidat für die formelle Einweihung.
  • 5. Stufe: Einweihung Wer den vorher genannten Standard der Stufe 4 für ein Jahr praktiziert hat, kann in ISKCON die Ordenseinweihung durch einen spirituellen Meister erhalten, wenn er entschlossen ist, den Standard für den Rest des Lebens einzuhalten.

Es muss an dieser Stelle nochmals darauf hingewiesen werden, dass es ein Fehler ist, wenn man denkt, man sei zweitklassig, wenn man nicht formal eingeweiht ist.

Die innere Wirkung der Einweihung (Befreiung von Knechtschaft und Liebe zu Gott) zeitigt ihre Wirkung bereits vor ihrem formalen Aspekt und zwar entsprechend unserer wirklichen inneren Hingabe. Es kommt also darauf an, dass man ehrlich zu sich und zu den anderen ist, um einen authentischen sicheren Stand im hingebungsvollen Dienst zu gewinnen, egal welche Position man offiziell innehat.

Auf der anderen Seite soll man auch nicht neidisch auf die formal eingeweihten Mitglieder sein, die sich bemühen, ihrem Einweihungsgelübde nachzukommen. Ihnen gebührt hoher Respekt und Unterstützung, denn sie haben die Verantwortung, die Hare-Krishna-Mission als autorisierte Schüler ihres spirituellen Meisters zu repräsentieren und stehen daher besonders unter dem Beschuss der illusionierenden Energie.

Auch wenn sie Probleme haben, sollte man sie ermutigen weiter zu machen. Bei der Hare-Krishna-Bewegung geht es nicht darum, fehlerfinderisch auf den Fall eines Devotees zu warten. Vielmehr ist uns bewusst, dass wir als winzige Teile Krishnas immer auf gegenseitige Hilfe angewiesen sind.

zu c)

Spontaner hingebungsvoller Dienst Auf dieser Ebene dient man der Mission Shri Krishnas aus spontaner innerer Freude. Genauso wie ein Liebhaber immer an seine Geliebte denkt, so ist ein Devotee auf dieser Stufe ständig darauf bedacht, alles zu tun, um Shri Krishna zufriedenzustellen.

Auf dieser Stufe ist der Gottgeweihte in ständige transzendentale ekstatische Gottesliebe versunken, ohne jedoch seinen Dienst und die spirituellen Pflichten zu vernachlässigen. Wer behauptet, er sei auf dieser Ebene, jedoch die spirituellen Gepflogenheiten (s.o.) missachtet, ist ein Scharlatan.

Meist ist es so, dass bei ernsthaften Kandidaten Arbeit für Krishna, regulierter und spontaner hingebungsvoller Dienst vermischt auftreten, wobei wir uns natürlich bemühen, stets voranzuschreiten. Der Ozean des hingebungsvollen Dienstes ist unbegrenzt ekstatisch, im Gegensatz zur statischen materiellen Realität.

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Hare Rama Hare Rama

Rama Rama Hare hare